wordpress – Fluch und Segen zugleich

marktrausch Blog: Titelbild Webdesign

Wie ein Blogsystem das Screendesign übernimmt.

Immer wieder gibt es große Sprünge in der Technik, die begeistern. Produkte oder Services, die durch einfache Bedienung und intuitive Nutzerführung schnell eine große Fan-Basis um sich scharen und sich rasant verbreiten. Das ist großartig. Oft. Aber eben nicht immer.

Das Blogsystem WordPress ist so ein Fall. Und wenn man es ganz genau nimmt, sind es eigentlich bestimmte Themes, die uns Grafikbegeisterte zum Explodieren bringen. Aber von Anfang an …

Ein System für alle Fälle.

Ursprünglich wurde WordPress als Content Management System für Blogger entwickelt. Durch seine einfache Bedienung und die Möglichkeit, wirklich alles individuell anzupassen, erfreute es sich schnell großer Beliebtheit. Die Anzahl der verfügbaren – meist kostenlosen – Designs (sog. Themes) stieg rasant. Und das tut sie immer weiter. Benötigte Funktionalitäten können unkompliziert über Erweiterungen (sog. Plugins) implementiert werden. Aktuell gibt es Themes, die mit jeder erdenklichen Funktionalität ausgestattet sind – vom Kontaktformular übers Gästebuch bis zum integrierten Shop-System.

Deshalb erfreut sich WordPress nicht nur bei Bloggern über eine wachsende Fangemeinde. Immer mehr Dienstleister und Unternehmen entdecken das CMS als Basis für ihren Webauftritt. Logisch! Geringe Kosten bei technischer Perfektion. Wer will das nicht? Individualprogrammierung ist halt um ein Vielfaches teurer. Und ein schickes Theme ist schnell gefunden. Per Paypal kurz einen Fuffi überweisen und in 5 Minuten ist das System online. Happy Blogging.

Es ist einfach zu einfach.

Und genau da ist der Punkt, wo das Unheil seinen Lauf nimmt. Denn was ist schick? Was ist in? Der Mega-Slider mit großen Bildern. Darunter weiße Fläche mit schwarzer, schlichter Schrift. Gern versal. Und als optische Trennung zum nächsten Abschnitt ein Bildstreifen. Am liebsten mit Parallax-Scroll-Effekt. Ergebnis: Aus Millionen Themes bleiben eine handvoll über. Und auf diesen basieren gefühlt 90 % der aktuellen Websites. Alle in einem ähnlichen Scream… äh Screendesign.

Was ist die Folge? Webdesigner, die bei Erwähnung von WordPress Magenkrämpfe bekommen. Oder merken, dass sie eigentlich keine Designer mehr sind. Sondern nur noch Content Manager. Grafiker liefern umsetzenden Webagenturen heute oft keine Designs mehr, sondern gekaufte Themes, Farbwerte, Bilder und Logos. Hui, was für ein Spaß!

Spaß macht das eigentlich keinem. Dem Designer nicht – der will Gas geben. Dem User nicht – der will unterhalten werden. Und letztendlich dem Unternehmen auch nicht – wer will schon gerne hören, dass seine Website ist wie 1000 andere.

Aber WordPress ist nicht zu verteufeln. Das Problem ist eigentlich, dass einige Lösungen scheinbar so gut funktionieren, dass sich niemand traut, andere zu benutzen. Gerade was die Benutzerfreundlichkeit einer Website angeht. Und deshalb kommen immer die gleichen Themes zum Einsatz. Das muss nicht sein. Die Entscheider brauchen nur etwas Mut, sichere Wege zu verlassen. Und der Mut wird oft belohnt. Die Webdesigner und Grafiker in diesem Land können mehr als die 100.000te Neuinterpretation desselben Themes.

Und wenn das Budget keine Individualprogrammierung zulässt?

Dann sollte man zur Abwechslung ganz frei mit dem Design beginnen. Ein passendes Theme für die Umsetzung findet sich auch im zweiten Schritt. Wie eingangs schon erwähnt – es gibt einige. Und mit fähigen Programmierern lässt sich jedes Design verwirklichen.

Das wäre ein erster Schritt, um unsere Online-Landschaft ein bisschen artenreicher zu gestalten.

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